Teil 4: Wie willkommen sind Radfahrer in Neutraubling?
Im letzten Beitrag wünschte ich mir im Kaufpark die fehlenden abmarkierten Wege, die die Radfahrer sicher zwischen all den geparkten Fahrzeugen hin zu den überdachten Fahrradstellplätzen führen. Leider sieht es in ganz Neutraubling nicht besser aus. Unsere aufstrebende Industriestadt konzentrierte sich seit ihres Bestehens auf den motorisierten Verkehr. Dies spüren wir überall.
In einer Hauruck-Aktion wurde zwar vor 15 Jahren ein Radweg in der Neudeker Straße rot abmarkt. Das war ein hervorragender Ansatz. Aber dann geschah im Innenstadtbereich über Jahre absolut nichts mehr, mit Ausnahme der Verkehrsberuhigung der Schulstraße.
Stattdessen gibt es auf Radwegen Schilder wie „Radfahrer absteigen“. Vor über 10 Jahren machte ich auf dieses Schild am Spielplatz am Neutraublinger See aufmerksam. 2013 stellte die SPD sogar einen Antrag. Als Antwort lesen wir im damaligen Stadtratsprotokoll: „Die Verwaltung sieht hier mit dem Zusatzschild keinen Widerspruch, sondern die Bitte an den Radfahrer, aus Rücksicht an dieser Stelle das Fahrrad zu schieben.“ Dass man mit wenig Aufwand die Parkbänke hin zum Spielplatz verschieben könnte, wurde nicht zur Kenntnis genommen. Herzlich willkommen sieht anders aus.
An anderer Stelle wird ein Parkhaus gebaut. Der bestehende Radweg stört die Bauarbeiten und wird kurzerhand beseitigt, eine 500 Meter lange Umleitung wird ausgeschildert. 500 Meter sind für einen Autofahrer nichts, für jeden, der aus eigener Muskelkraft vorankommen muss, sieht die Sache anders aus. Und dann wurde vor wenigen Wochen wegen Straßenarbeiten ein Teil dieser Umleitungsstrecke gesperrt. Willkommen in der Radstadt Neutraubling!
Und doch setzte in den letzten Jahren ein langsames Umdenken ein. Inzwischen müssen nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer „nur noch“ an zwei Ampeln entlang der Staatsstraße den Druckknopf betätigen, wenn sie wie ihre motorisierten Kollegen mit der nächsten Grünphase die Kreuzung überqueren wollen: Bei der Autobahnausfahrt in der Gärtnersiedlung und an der Einmündung der Südumgehung. Alle anderen Druckampeln, auch in der Bayerwaldstraße, wurden umgestellt. Auch diese beiden letzten Relikte gehören beseitigt. Noch vor gut 10 Jahren erhielt ich auf Anfrage vom Straßenbauamt die Antwort, dass ja dann der motorisierte Verkehr behindert würde!
Vorsichtiger Optimistisch macht sich breit. In den Wahlprogrammen aller vier im Stadtrat vertretenen Parteien wurde deutlich betont, wie wichtig ihnen die Radfahrer sind. Jetzt liegt es an uns, die fast gleichlautenden Vorschläge umzusetzen!