Wie ein Himmelthal im vorderen Bayerischen Wald verschwindet
Zur Info: Durch das Himmelthal soll nach den Plänen von Tennet, dem Giganetzbetreiber, demnächst der Strom-Südostlink führen. Das Himmelthal liegt tatsächlich himmlisch gelegen nordwestlich von Frauenzell. Gemäß den vorliegenden Unterlagen wird mitten durch dieses enge Tal in mindestens 16 Meter Breite das 500 kV Gleichstromkabel verlegt. Dieses soll dann vorerst aber nur zu fünf (!!!) Prozent ausgelastet sein. Zum Verlegen wird in einer Breite von mindestens 40 Metern alles platt gemacht, störende Hänge werden abgefräst. Aus Neutraublinger Sicht heißt dies, dass durch ein schmales hügeliges Tal zunächst eine sechsspurige Autobahn wie in Neutraubling gebaut wird, mit Baumaschinen von 140 Tonnen Gewicht, und danach wird wieder „renaturiert“.
Dieses Himmelthal wollten wir Aktiven Bürger für Neutraubling kennenlernen, solange es noch existiert. Gut ein Dutzend Aktive konnte sich am 17. Oktober vor Ort ein Bild machen und musste erstaunt feststellen, dass dieses Tal nach den Bauarbeiten einfach nicht mehr so existieren wird. Auch nach einer aufwendigen und kostspieligen Renaturierung werden tiefe Narben über Jahrzehnte erhalten bleiben. Wertvolle Fauna wird endgültig verschwinden. Dieses Tal konnte wegen seiner kleinteiligen Struktur nur teilweise flurbereinigt werden. Mehrere Biobauern bewirtschaften heute dieses feinmaschige Gelände.
Franz Löffl, von Beruf Förster und ehrenamtlicher zweiter Bürgermeister von Brennberg, klärte sachkundig über die Details und die geplante Linienführung der Stromleitung auf. Enorm engagiert lief er über die Felder voran, damit wir alle mit eigenen Augen die geplante Naturzerstörung erkennen konnten. Auch Irmgard Sauerer als erste Bürgermeisterin nahm sich die Zeit, die interessierte Gruppe zu begleiten und die zahlreichen Fragen zu beantworten. Dass mitten in diesem Tal das zentrale Wasserpumpwerk der Gemeinde steht, stört Tennet nicht. Die zwei unter hohem Kostenaufwand für die Gemeinde Brennberg erfolgreich gebohrten Brunnen mit sauberstem Trinkwasser dürfen aber nicht gefasst werden, obwohl dieses Wasser dringend gebraucht würde. Es gilt eine Veränderungssperre, und die Gesetzeslage lässt diese Sperre zu. Das ist David gegen Goliath.
Deutlich frustriert waren die Aktiven Bürger am Ende der Besichtigung. Die Anwesenden werden aber versuchen, über die Politik noch etwas zu erreichen. Dabei hatte der Nachmittag so beeindruckend mit einer Besichtigung der Klosteranlage Frauenzell begonnen. Auch hier führten uns Franz Löffl und Irmgard Sauerer durch das Gebäude. Obwohl wir Aktive Bürger keine Fachleute sind, waren wir beeindruckt. Dieses Gebäude sollte unbedingt saniert und einer öffentlichen Nutzung zugeführt werden. Planungen im Landkreis sind vorhanden und sollten auch umgesetzt werden.
Uwe Kölbel, Edwin Schicker